Ich bin Inda, unterrichte und lerne leidenschaftlich Sprachen. Und Letzteres tue ich schon seit ich denken kann. Ich kann mich nämlich ehrlich gesagt an keinen Zeitpunkt erinnern, an dem ich gerade keine Sprache gelernt habe. 

Unterricht habe ich Deutsch, Englisch und Spanisch an einer Vielzahl von Orten. Und ganz egal, wo ich gerade als Lehrerin gearbeitet habe, ob an herkömmlichen Schulen, an Sprachschulen oder an Online-Sprach-Akademien, überall machte ich die Beobachtung, dass um jeden Preis versucht wurde, Lernende mit unterschiedlichen Lerntempos in die gleiche Gruppe zu zwingen. 

Vor etwas mehr als zwei Jahren hat sich mir dann, dank eines Schülers, ein neues Berufsfeld eröffnet, das ich als ausgebildete Lehrerin nie in Betracht gezogen hätte: Software-Entwicklung. Seitdem arbeite ich als Leiterin des Learning Experience-Teams für die Sprachen-Lernplattform Chatterbug, mit Sitz in Berlin und San Francisco. 


Auch wenn der Fokus meines Teams, das sich aus LinguistInnen und SprachlehrerInnen zusammensetzt, auf der Sprachdidaktik liegt, arbeiten wir eng mit dem Software-Engineering Team zusammen. Und die Arbeit zwischen diesen beiden Expertisen ist eine unglaublich bereichernde Erfahrung. Denn während unserer Meetings stellen wir immer wieder fest, dass unsere Software-EntwicklerInnen nicht genau sagen können, wie die Tools gestaltet werden sollen, um die Lernerfahrung zu verbessern, und wir wiederum sind uns noch nicht im Klaren über das Potenzial, mit dem Tools die Sprachlehre vereinfachen könnten. Dazu passt das bekannte Zitat von Henry Ford, der sagte: “Wenn ich die Leute gefragt habe, was sie wollten, hätten sie mich um “schnellere Pferde” gebeten.” 

Wir wollten in der Vergangenheit also die „schnelleren Pferde” von den EntwicklerInnen. Die Antwort auf dieses Gesuch war dann meistens so etwas wie „da gibt es etwas anderes, das wir versuchen sollten, namens Auto”. Mit der Zeit lernten wir dazu und systematisierten unsere „Wunschzettel” an das Engineering-Team.

Wenn wir heute eine klare Definition von dem haben, was wir mit dem Tool aus pädagogischer Sicht erreichen wollen, beschreiben wir das existierende Problem und die EntwicklerInnen geben uns dann eine Lösung in Form eines Tools. Vor diesem Hintergrund würde ich euch im Folgenden gerne erzählen, was ich bisher durch meine Arbeit bei Chatterbug über Technologie im Bildungsbereich gelernt habe und welche Möglichkeiten sich dadurch für das Sprachenlernen eröffnen. 

Zunächst möchte ich euch aber eine Frage stellen: Wie viel habt ihr vom Prüfungsstoff aus eurer Schulzeit behalten?

Der Status Quo

In den meisten Schulsystemen ist es üblich, Lernende in Gruppen einzuteilen. Die gängigste Kategorie ist dabei das Alter und bisweilen auch das Leistungsniveau. 

Lehrenden sind dann darum bemüht, ein gleiches Lerntempo für die gesamte Gruppe zu finden. Das Ergebnis ist das, was wir von herkömmlichem Sprachunterricht kennen: Die Lehrperson hält einen Vortrag, wir machen ein paar Übungen, gehen nach Hause und widmen uns den Hausaufgaben. Das Gleiche dann im nächsten Unterricht. Nach ein paar Wochen schreiben wir eine Prüfung. Aber was genau wird getestet? Und was sagt der Test beziehungsweise die Note aus? Soll herausgefunden werden, wer am besten abschneidet? Oder dient es etwa der Motivation der Lernenden? Lernen sie nur, um die Prüfung zu bestehen? 

erste Deutschstunde

Normalerweise sieht das dann so aus: Ich bestehe einen Test zu 75 %, meine Tischnachbarin erreicht 90 %, und andere vielleicht sogar 95 %. Auch wenn der Test dazu diente, die Lücken aufzuzeigen – bei mir saßen immerhin 25 % des Lernstoffes nicht – schreiten wir im Lehrplan einfach voran zum nächsten Thema, das auf den vorhandenen Lücken aufbaut. Das ist ein Problem, denn Lehrpläne werden unter der Prämisse entwickelt, dass der Lernstoff beherrscht wird, bevor es weitergeht. Es ist also kein Wunder, dass Lernende, die mit einem bestimmten Thema Mühe haben, auch weiterhin mit verwandten Sachverhalten ihre Probleme haben werden. Das belegen auch einige Studien.


Wie absurd dies alles ist, zeigt uns Sam Khan, der Gründer von Khan Academy (eine Plattform, die Bildungsinhalte kostenlos zur Verfügung stellt) anhand einer großartigen Analogie. Stellen wir uns mal vor, wir täten andere Dinge in unserem Leben auf die gleiche Weise, wie wir sie im Bildungsbereich tun. Nehmen wir das Beispiel Hausbau. Das beauftragte Unternehmen kommt und gibt in etwa folgende Anweisung:
„Binnen zweier Wochen muss das Fundament gelegt sein. Geben Sie Ihr Bestes!”
Die ArbeiterInnen tun also, was sie können. Es gibt vermutlich Regentage. Oder das bestellte Material kommt nicht rechtzeitig an. Zwei Wochen später kehrt die Baustellenleiterin zurück, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Das Gespräch könnte folgendermaßen aussehen:
„Ok, der Beton dort drüben ist noch feucht, dieser Teil ist auch noch nicht ganz fertiggestellt…das Ganze ist, sagen wir mal, zu 80% fertig.”
„Einwandfrei. Ich gebe dem Ganzen die Note 3, befriedigend. Beginnen wir mit dem ersten Stock!”
Und das gleiche Szenario wiederholt sich noch mal in der ersten Etage. Zwei Wochen lang gibt das beauftragte Bauunternehmen, was es kann. Die Bauleiterin kommt und bewertet die Ergebnisse mit 75 %. „Gute Arbeit. Machen Sie weiter so!” hören die ArbeiterInnen und bauen den zweiten und dritten Stock, nur damit auf einmal, während der Arbeiten auf der dritten Etage, der ganze Rohbau zusammenbricht. Zurück im Bildungsbereich fragt man sich, ob es die Schuld des beauftragen Unternehmens war oder ob häufigere und präzisere Inspektionen von Nöten gewesen wären?

Das Problem mit Tests

Ich denke, standardisierte Tests haben ihre Legitimität. Das Problem von Tests im Bildungsbereich ist aber, dass sie oft als Druckmittel genutzt werden, anstatt Lernziele und Bildungsstandards zu messen. Ergebnisse und Noten werden so als Belohnung oder eben Bestrafung verstanden. Fehler werden niemals als ein wichtiger Teil auf dem Weg zur Perfektion gesehen, sie repräsentieren vielmehr Versagen. Tests, die schlecht konzipiert sind, dienen nicht mal dazu, Aussagen über den Status quo der Kenntnisse der Teilnehmenden zu treffen. Können wir wirklich davon ausgehen, dass gute Testergebnisse im Fach Mathe etwas über die Kapazität der Lernenden aussagt, neue Information zu verarbeiten oder abstrakt zu denken? Studien belegen, dass gute standardisierte Ergebnisse nur in geringem Maße mit Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit in Verbindung stehen. Sehr gute Testergebnisse teilen uns oft nur mit, dass der oder die Lernende eine überdurchschnittliche Erinnerungsfähigkeit und Expertise im Bestehen von Multiple-Choice-Tests besitzt.

Die Zukunft des Sprachunterrichts

Bevor ich euch mehr über Chatterbug erzähle, komme ich jetzt auf meine eigentliche Frage zurück. 
„Sprachen lernen im Jahr 2030: Game Over für LehrerInnen?”
Diese Frage halte ich für bedeutend, da es niemals ein größeres Potenzial und mehr Möglichkeiten als heute gab, den Sprachlehrbereich innovativ zu gestalten und sich an die Überlegung heranzuwagen, welche Elemente des herkömmlichen Unterrichtsmodells überleben und welche im nächsten Jahrzehnt nur noch Geschichte sein werden. Diese Tatsache verdanken wir in großen Teilen dem Silicon Valley, wo über die letzten zehn Jahre hinweg Science-Fiction Träume unaufhörlich Wirklichkeit wurden, wo künstliche Intelligenz den talentiertesten Go Spieler schlagen kann und wo KI-Nachrichtensprecher schwer von einem aus Fleisch und Blut unterscheidbar sind. 

Der britische Sci-Fi-Autor Arthur Clark sagte einst: “Jede Lehrperson, die durch eine Maschine ersetzt werden kann, ist überflüssig.” In Anbetracht des Videos oben beginnt man sich grundlegend Gedanken zur Funktion von Lehrpersonen zu machen. Vor allem in Debatten um die fortschreitende Digitalisierung des Bildungswesens kehrt diese Fragestellung immer wieder. In diesem Kontext bleibt aber leider auch oft unerwähnt, worin wir Menschen wirklich gut sind: soziale Netzwerke und zwischenmenschliche Bindungen schaffen, Dinge kritisch hinterfragen, uns in andere hineinversetzen und ihre Gefühlswelt verstehen und zu guter Letzt uns mit unseren Mitmenschen erfolgreich verständigen.

Es ist bedauerlich, dass diese Eigenschaften im Alltag einer Lehrperson nicht in angemessener Weise zutage treten können, weil das Erstellen und Korrigieren von Tests, die Vermittlung von Unterrichtsstoff oder das Synchronisieren aller SchülerInnen an ein und dasselbe Lerntempo zu viel Zeit frisst.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis herkömmliche Vorlesungen durch Videos ersetzt werden. Mit den Vorzügen, die uns das Videoformat bietet (zum Beispiel Transkriptionen oder die Möglichkeit, eine Sequenz zu wiederholen, zurückzuspulen oder zu pausieren) scheint es eher unwahrscheinlich, dass auch noch in zehn Jahren die bevorzugte Weise der Wissensvermittlung der Frontalunterricht sein wird.  Dass diese Entwicklung keine Zukunftsmusik ist, können wir an der steigenden Beliebtheit von Bildungsplattformen wie Khan Academy oder Udemy beobachten, die ihre Kurse ausschließlich im Online-Videoformat anbieten oder an der Digitalisierung ganzer Studiengänge traditioneller Universitäten wie Stanford und Cambridge.

Vokabeltests, die lange als unverzichtbarer Teil des Sprachenunterrichts galten, werden durch Software ersetzt. Anstatt eines einheitlichen Tests für alle sind Apps schon im Stande, eine Vorhersage darüber zu machen, wann eine Person ein Wort wieder vergessen wird. So können die Wiederholungssequenzen ganz individuell auf der Grundlage bisheriger Leistungen optimiert werden.

Vor allem aber würde ich behaupten, dass wir jetzt, wo Information uns allen derart zugänglich ist, den Arbeitsaufwand von Lehrpersonen verringern können, wenn wir verstehen, dass die Stoffvermittlung als solche nicht mehr in ihrer Hand liegt. Wir brauchen vielmehr ein intelligentes System, das den Lernprozess an die individuellen Bedürfnisse, das Lerntempo, die globalen Ziele und Interessen der Einzelnen anpasst.

Die Streu vom Weizen trennen

Die Fähigkeit zur Recherche ist heute wichtiger denn je. Daher stellt sich mir die Frage, warum unser Hochschulsystem in der Ära von Google, YouTube und Wikipedia immer noch der Hauptlieferant von Information sein muss. Warum vermitteln wir den Menschen stattdessen nicht einfach das Wesentliche, nämlich wie man recherchiert und wie man zuverlässige Quellen von unzuverlässigen unterscheidet? Warum werden innovatives Denken und kreative Möglichkeiten zur Problemlösung nicht ausreichend gefördert? Durch die Fülle an Möglichkeiten, die uns Online-Dienstleister und künstliche Intelligenz heute bieten, ist individuelles Lernen nicht länger Utopie. Und je einfacher uns der Zugang zu den Werkzeugen gemacht wird, desto besser das Resultat. Genau deswegen bin ich so froh, gerade zum jetzigen Zeitpunkt in diesem Bereich zu arbeiten. 

Aus der Vergangenheit lernen

Individuen bei der Planung und Durchführung von Lehrplänen in den Mittelpunkt zu rücken, ist keineswegs neu. In den späten sechziger Jahren begründete Benjamin Bloom das Mastery Learning (dt. zielerreichendes Lernen).Die Idee dahinter ist sicherzustellen, dass die Lernenden ein hohes Maß an Verständnis erreichen, um im Anschluss das Gelernte in verschiedenen Kontexten anwenden zu können. Um an diesen Punkt zu gelangen, muss der gesamte Prozess flexibel gestaltet werden. Fest steht nur für alle das Ergebnis am Ende des Prozesses: das Beherrschen des gelernten Stoffes. Wie lange das dauert und wie man zu diesem Ziel gelangt, ist individuell verschieden.

Dieses Modell ist wohl eines der meist erprobten Methoden im Laufe der vergangenen 50 Jahre. Von Studierenden naturwissenschaftlicher oder sozialwissenschaftlicher Studiengänge wurden dabei vor allem einheitliche und positive Ergebnisse erzielt. Doch obwohl die empirischen Beweise immer schwerer wiegen, wurden inzwischen viele sogenannte Mastery-Programme im schulischen Kontext wieder durch traditionelle Lehrformen ersetzt. Dass die Durchführung eines Mastery-Programms in den sechziger Jahren und auch noch vor fünfzehn Jahren ein eher unrealistisches Vorhaben war, dürfen wir dabei nicht vergessen. Zu viel Einsatz und Flexibilität von Seiten der Lehrperson war erforderlich, um die Betreuung jedes und jeder einzelnen TeilnehmerIn zu gewährleisten.Und hier bietet der sogenannte umgekehrte Unterricht einen Lösungsansatz an, bei dem die Aktivitäten des herkömmlichen Klassenzimmers, wie Besprechung der Hausaufgaben und Stoffvermittlung ausgelagert werden und der Unterricht selbst sich in einen Ort der Wissensanwendung verwandelt. 

Chatterbug

Mittels einer Kombination aus technischen Ressourcen und dem Know-how von SprachexpertInnen haben wir den Flip bei Chatterbug vollständig geschafft. Das System ist eigentlich recht einfach und übersichtlich. 

Am meisten bekannt sind wir für unsere Live Lessons. Sprachlernende spielen gemeinsam mit MuttersprachlerInnen verschiedene Szenarien durch, wie das Bestellen von Essen in einem Restaurant oder die Simulation eines Bewerbungsgesprächs. 

Das Learning Experience Team investiert deshalb viel Zeit in Recherche und Entwicklung des Lernmaterials, um den Lernenden einen Leitfaden für die gesprächsfokussierten Lessons zur Hand zu geben. Und das Sprechen der Sprache steht bei uns nicht nur im Fokus, weil Sprache in erster Linie ein Kommunikationsmittel ist, sondern auch weil es der Bereich des Sprachenlernens ist, der den Lernenden den meisten Respekt einflößt. Deshalb versorgen wir unsere Lernenden und TutorInnen mit Material, das sinnvolle Dialoge fördert. Außerdem bilden unsere TutorInnen den Grundpfeiler der Live Lesson Erfahrung, denn wer will schon eine Sprache mit einer Maschine lernen?

Live Lessons

Außerhalb des digitalen Klassenzimmers üben unsere StudentInnen Wortschatz, Grammatik, Hör- und Leseverstehen mithilfe unserer Self-Study-Tools. Und damit sie das Gelernte möglichst nicht wieder vergessen, arbeiten wir mit der Methode der zyklischen Wiederholung. Das bedeutet, unsere Algorithmen planen für sie, wann und wie häufig die Inhalte wiederholt werden müssen, damit sie zu ExpertInnen in ihrer Sprache werden.

Beim Thema Grammatik achten wir auf eine leicht verständliche Alltagssprache und Übungen, die genau das üben, was gerade gelernt wurde. Hierbei können die Lernenden individuell entscheiden, ob es Sinn für sie macht, die Grammatikerklärung zu lesen oder sie einfach zu überspringen. Denn es ist offensichtlich, dass manche Menschen Grammatik am besten durch die deduktive Methode lernen und andere durch Learning by Doing. Die Grammatikübungen werden in Form von Lückensätzen (Clozes) eingeführt, die per Zufallsprinzip ausgewählt werden. Auf intelligente Weise interagieren sie dabei mit dem Input der Lernenden, sodass diese bei jedem Versuch mit anderen Clozes konfrontiert werden, bis sie das entsprechende Grammatikthema beherrschen.

Der Vorteil des selbstbestimmten Lernens ist zum einen die Flexibilität, mit der wir das Sprachenlernen leichter in unseren stressigen Alltag integrieren können. Und zum anderen die Möglichkeit, zu den Tageszeiten lernen zu können, zu denen wir am produktivsten sind. Zum Beispiel habe ich gerade für mich herausgefunden, dass ich die beste Lernleistung hinlege, wenn ich meine Französisch-Live Lessons am Vormittag nehme. Nach 18 Uhr bin ich nicht mehr wirklich konzentriert und langweile meine TutorInnen zu Tode. 
Die Tageszeit, die du für das Lernen auswählst, kann also einen großen Einfluss auf deinen Lernfortschritt haben.

Inda kann morgens besser lernen

Meine Französisch-Tutorin und ich in einer Lesson am Morgen (links) und am Spätnachmittag (rechts)

Die Chatterbug Bewegung

Unsere Sprachen-Lernmethode soll flexibel, intelligent und ganz und gar auf den persönlichen Lernstil jedes und jeder Einzelnen abgestimmt sein. Seit Beginn unseres Projekts, haben wir schon einiges an Weg zurückgelegt, um dieses Ziel zu erreichen. Aber die Reise geht weiter.

Ich glaube, dass Chatterbug Teil einer Bewegung ist, die eine Welt gestalten will, in der Technologie tut, was sie am besten kann: System entwickeln, die sich ganz und gar an die Lernbedürfnisse des/r Einzelnen anpassen, ihre Leistungshochs erkennen und den Lernumfang auf sie abstimmen.

LehrerInnen wird es auch weiterhin geben. Und sie wiederum tun, was sie am besten können: 
auf sinnvolle Weise mit den Lernenden interagieren, Feedback geben, sie dabei unterstützen, metakognitive Fähigkeiten auszubauen (“das Lernen lernen”), unterstützende Lernmethoden wie das Peer-Tutoring oder kooperatives Lernen anleiten, mündliche Beiträge unterstützend begleiten und für die berufliche Laufbahn wesentliche Kompetenzen wie das Zeitmanagement, Führungsqualitäten oder kommunikative Fähigkeiten wie die heutzutage unverzichtbare Durchsetzungsfähigkeit, vermitteln.

Ich glaube, dass unser Bildungssystem in Richtung einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen BildungsexpertInnen und TechnologInnen gehen muss und dies auch tun wird. Es ist offensichtlich, dass ein System, das ausschließlich von einer dieser Berufsgruppen allein konzipiert wird, nicht fähig ist, ansprechende und effektive Lösungen zu liefern. 

Für eine Revolution im Bildungsbereich müssen wir uns verstärkt für den Einsatz von Technik im Klassenzimmer einsetzen, um den Unterricht, so komisch es klingt, wieder menschlicher zu machen. Wenn wir es schaffen, in Schulen die Idee des umgekehrten Unterrichts umzusetzen, werden Lehrpersonen auch weiterhin genug zu tun haben. Andernfalls wird ihre Arbeit vermutlich immer entbehrlicher. Und was mir als noch gravierender erscheint, ist, dass sie weiterhin unter dem Gewicht von Aufgaben, die automatisiert werden könnten, leiden werden.

Ich möchte damit nicht sagen, dass Bildung durch die Implementierung einer Reihe intelligenter Tools zu einem mechanisierten System verwandelt werden soll, es geht vielmehr um den Menschen an sich. Wir alle erinnern uns an eine Handvoll LehrerInnen, die uns inspiriert, begleitet oder uns Anreize für unseren späteren Lebensweg gegeben haben. An Menschen, die uns herausgefordert oder mit ihrer Begeisterung für ihr Fach angesteckt haben, sodass einige von uns sogar eine berufliche Laufbahn in diesem Bereich eingeschlagen haben. Einige von uns haben sich sogar entschieden, eine berufliche Laufbahn in diesem Bereich einzuschlagen, einzig und allein durch die bereichernde Erfahrung dieser Unterrichte. Und so sollte Bildung aussehen. Technologie wird dort eingesetzt werden, wo sie bessere Arbeit leistet als der Mensch. Sie ersetzt den Menschen nicht, so wie es Arthur C. Clarke vor Augen schwebte. Technologie entlastet Lehrpersonen, sodass mehr Raum für die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden bleibt, mehr Raum für eine Sache, die der Mensch einzigartig gut kann: anregende Gespräche führen, die lebenslange Leidenschaften wecken.